Als Vorlage für die folgenden Berichte diente die Broschüre zur 800-Jahrfeier des Dorfes Niederjahna aus dem Jahr 2005.

Der Gasthof

Wie in vielen Dörfern war auch in Jahna der Gasthof über Jahrzehnte ein beliebter Treffpunkt. Bereits zur Jahrhundertwende wurde von Familie Wolf zum Militärkonzert in den Gasthof Niederjahna eingeladen. Später betrieben die Familien Andrä und Müller die Gaststätte. Viele Veranstaltungen, wie Familientanz, Theateraufführungen der Schule, Schulfeiern u. ä. waren allgemein beliebt und gut besucht. Der Gasthof wurde zu DDR-Zeiten als Konsum-Gaststätte bewirtschaftet. Da nach der Wende die Konsumgenossenschaft ihre Verkaufstätigkeit im Raum Meißen einstellte, wurde der Gasthof geschlossen. Heute ist er in Privatbesitz und dient als Wohnhaus.

Der Konsum

Wollten die Einwohner von Jahna einkaufen, dann mussten sie bis 1951 nach Meißen laufen. Ab 1951 kam einmal in der Woche ein Fahrzeug der Konsum-Genossenschaft und führte in der Schule einen Verkauf durch. 1953 wurde im Erdgeschoß des Herrenhauses eine Konsum-Verkaufsstelle eingerichtet, die 1958 als Selbstbedienungsverkaufsstelle umgestaltet wurde. Ebenso wie der Gasthof wurde die Konsumverkaufsstelle durch Auflösung der Konsum-Genossenschaft nach der Wende geschlossen.

Der Busverkehr

1955 wurde eine Buslinie von Meißen nach Kaisitz eingerichtet. Anfangs fuhr ein Bus nur drei mal wöchentlich, später dann täglich. Die Geschichte des Kraftomnibusverkehrs in Niederjahna begann, als alle Gemeinden an das Liniennetz der VEB Kraftverkehr
Meißen angeschlossen wurden. Früher wurde diese Linie hauptsächlich mit dem IKARUS 66 befahren. Im Jahre 2000 fuhr dann der letzte IKARUS 280 Gelenkzug auf der Linie, fast immer 6.28 Uhr und 7.28 Uhr. Heutzutage werden verstärkt Niederflurfahrzeuge eingesetzt, damit können ältere Menschen mit nur einem Schritt in den Bus gelangen, auch Menschen im Rollstuhl können über eine Rampe in den Bus gelangen. Jetzt gibt es täglich 13 Fahrten nach Meißen und zurück. An Wochenenden und Feiertagen verkehren Busse dreimal täglich in beide Richtungen.

Die Post

Die Post war vor dem Krieg und auch noch viele Jahre danach in der Schmiede untergebracht. Auch in den umliegenden Dörfern war das so (z. B. in Mehren und Barnitz). Das resultierte noch aus der Zeit der Postkutschen. In Niederjahna wurde die Post von der Familie Lutze betrieben. Frau Elsa Lutze leitete die Post bis 1970. Als Zustellerinnen arbeiteten Frau Pietzuch und Frau Pinkert. Sie
mussten in der ersten Zeit die Briefe in Niederjahna, Oberjahna und Kaschka zu Fuß austragen. Erst später hatten sie Erleichterung durch das Post-Fahrrad. Ab 1970 übernahm Frau Marianne Lutze die Post. 1972 wurde die Postfiliale von der Schmiede zur Bergstraße 6 verlegt. Die Post hatte nach dem Krieg mehrere Aufgaben. So wurden nicht nur die Briefe und Pakete zugestellt, sondern auch die Tageszeitungen. Zu DDR-Zeiten waren das die Sächsische Zeitung, das Neue Deutschland, die Junge Welt, das Bauernecho, die Tribüne, um nur einige zu nennen. In der Poststelle war das öffentliche Telefon. Dies konnte von 1972 bis 1992 während der Dienstzeiten benutzt werden. Telegramme wurden aufgegeben und Empfängern zugestellt. Lotto konnte gespielt werden. Geldüberweisungen und -auszahlungen wurden ermöglicht. In der Poststelle war ein Wertgelass, in dem bis zu 5.000 Mark gelagert werden durften. Wenn es mehr war, musste das Geld nach Meißen gebracht werden. Von der Konsumverkaufsstelle und von der Gaststätte wurden stets die Tageseinnahmen zur Post gebracht. Auch das Instandhalten des Briefkastens gehörte zur Aufgabe von Familie Lutze. So bekam sie beispielsweise von der Meißner Dienststelle eine Dose gelbe Farbe, mit der der Kasten gestrichen werden sollte. Der Rest, der in der Farbdose verblieb, musste an die Postfiliale nach Mohlis weitergegeben werden.

Die Feuerwehr

Niederjahna hatte seit 1938 eine Freiwillige Feuerwehr. Einer der ersten Feuerwehranhänger stand in einem kleinen Schuppen in der Bergstraße, Nähe Schmiede. In den Nachkriegsjahren bekam die Feuerwehr ein größeres Fahrzeug. Zuerst wurde eine Garage in der Schulstraße, im Grundstück der „Alten Schule“, genutzt. In den 70er Jahren baute sich die Feuerwehr in der Hauptstraße ein neues Gebäude. Die Kameraden waren alle ehrenamtlich tätig. Bei Alarm während der Arbeitszeit mussten sie von den Betrieben freigestellt werden. Für die technische Ausstattung sowie für die Bekleidung war die Gemeinde zuständig. Zur Wehr Niederjahna gehörten im Durchschnitt 15 Kameraden. Die Älteren waren Ehrenmitglieder und beteiligten sich bei der Wartung und Pflege der Technik.
Einige schwere Brände waren z. B.:

  • Brand einer großen Scheune auf dem Roten Gut
  • Getreidebrand auf einem großen Feld bei Jesseritz
  • Scheunenbrand auf dem Kynast-Gut
  • Brand der Feldscheune in Oberjahna
  • Brand der Feldscheune in Niederjahna
  • Brand des Kuhstalles in Niederjahna

Jeden Sonnabend war Treff zum Gerätedienst oder zu Übungen. Im Herbst führten die Männer der Feuerwehr Brandschutzkontrollen in allen Haushalten durch. Bis zur Wende wurde die Sirene jeden Mittwoch um 13.00 Uhr direkt vom Rat des
Kreises Meißen zentral ausgelöst. Zur Wehr Niederjahna gehörte eine Sirene in Niederjahna und eine in Oberjahna. Da sich 1998 kein Nachfolger für die Funktion des Wehrleiters fand, musste die Freiwillige Feuerwehr Niederjahna aufgelöst werden.

Die medizinische Betreuung

Schwester Dora stammt aus Leutewitz. Sie bewarb sich um die Stelle als Gemeindeschwester und bekam 1955 in Oberjahna eine Wohnung mit Sprechzimmer zugewiesen. Bis 1960 suchte sie ihre pflegebedürftigen Patienten per Fahrrad zu Hause auf. Danach fuhr sie mit dem Moped SR 2. In den ersten Jahren mussten die Telefongespräche bei einem Bauern in Oberjahna geführt werden. Erst später stand ihr ein eigenes Telefon zur Verfügung.
1968 wurde in Niederjahna eine Schwesternstation errichtet. Die Arbeitsbedingungen für Schwester Dora waren hier wesentlich besser. Es gab feste Sprechzeiten, die sie wegen Hausbesuchen leider nicht immer einhalten konnte. Auch die Mütterberatungen
wurden in dem neuen Gebäude durchgeführt. Bis zum Eintritt ihrer Rente 1990 war Schwester Dora für alle Einwohner da. Bis zur Schließung der Schwesternstation im März 1991 hat Frau Barbara Albrecht die Arbeit fortgeführt.

Das Gebäude der Schwesternstation wurde später als Jugendclub und dann als Vereinsgebäude der „Oldtimer-Freunde“ genutzt. Heute dient es als Dorfgemeinschaftshaus.

Dienstleistungen

Zur Unterstützung der Bäuerinnen wurde 1957 eine Wäscherei eröffnet. Hier konnte die Wäsche abgegeben werden und es bestand auch die Möglichkeit, mit der ganzen Familie die Wannenbäder zu nutzen. 1976 wurde die Wäscherei zur Zentralküche mit Speisesaal umgebaut. Hier konnten auch die Schulkinder ihr Mittagessen einnehmen. Für die Wäsche-Annahme wurde 1989 neben der Schwesternstation ein Bungalow errichtet, der 1995 geschlossen werden musste. Heute wird der Bungalow vom Anglerverein genutzt. Im Gebäude der Zentralküche befand sich von 2004 bis ca. 2012 die „Parkklause“. (Anm. der Redaktion)

Als weitere Dienstleistungen müssen noch die Schneiderstube, die Eier-Annahme und die OGS-Sammelstelle genannt werden. Von 1968 bis 1999 gab es im Herrenhaus eine Schneiderstube, in der Frau Zschäbitz als Schneiderin arbeitete. Später wurde sie von
Frau Straßburger unterstützt.
Auf dem Hof von Magda Albrecht war zu DDR-Zeiten einmal in der Woche Eier-Annahme. Hier konnten die Dorfbewohner Eier aus individueller Hühnerhaltung gegen Entgelt und Getreidegutschrift abgeben.

Nach 1989 – als die LPG im Auflösen war – stellte man die Tankstelle, an der sonst nur die Traktoren ihren Diesel tankten, der Bevölkerung zur Verfügung. 1996 wurde den Bürgern von Niederjahna die Möglichkeit geboten, Erdgas zu beziehen. Einige nutzten das Angebot. Andere hatten sich in der Zwischenzeit schon mit Ölheizungen versorgt.

In der Gemeinde Käbschütztal wurden 1995 die ersten Telefonzellen aufgestellt. 1997 war die Telefonversorgung der Einwohner so gut gewährleistet, dass die meisten Zellen wieder abgebaut wurden.